Politische Rosstäuscherei um
Rauchgasentstickung 1983
Seit den Arbeuten von Wislicenus 1912 wissen wir, dass neben dem
Schwefeldioxid aus den Großfeuerungsanlagen auch die daraus
emittierten Stickoxide als Gifte für den Wald von besonderer Bedeutung sind.
Stickoxide entstehen aber nicht nur in Kfz-Motoren, sondern auch
in Grossfeuerungsanlagen bei Verbrennungstemperaturen über 950 °C.
In der BRD kamen im Jahr 1080 kamen aus dem Strassenverkehr 1,076 Millionen
Tonnen, aus den Grossfeuerungsanlagen 1,153 Millionen Tonnen.
Die Menge war also relevant.
Zur Zersetzung dieser Gifte wurden in den sechziger Jahren in Deutschland -
finanziert mit deutschen Steuergeldern - Katalysatoren für solche
Grossfeuerungsanlagen entwickelt. Da ihr Einsatz aber in Deutschland nicht,
in Japan aber sehr wohl gefordert wurden, wurden die Patente nach Japan
verkauft und dort waren 1972 die ersten 5 und 1981 175 Anlagen im Betrieb.
In Baden-Württemberg und Bayern kam es 1983 unter der Wirkung der damals
hier besonders rasch zunehmenden Waldschäden und der Forderung der
Umweltverbände nach Rauchgasentstickung, zu zwei Episoden welche die
Rosstäuscherei in der staatlichen Umweltpolitik besonders gut beleuchten.
Die regierungsbildende CDU-Fraktion von Baden-Württemberg sandte
im Sommer 1983, kurz vor der Landtagswahl, eine Kommission nach Japan,
um feststellen zu lassen, ob es solche Anlagen dort wirklich gibt und ob sie
funktionieren. Die Kommission bestätigt nach gründlicher Recherche die
Existenz der Anlagen und der damalige Stuttgarter Regierungspräsident
Manfred Bulling erklärt sogar ehrlicher Weise, die Technologie entspreche
dem Stand der Technik und sei sofort einsetzbar.
In Bayern erkundigt sich bei einer Anhörung des Bayerischen
Landtages am 2.2.1983 der Abgeordnete Alois Glück (CSU) nach den
Möglichkeiten, Stickoxide aus den Rauchgasen zu beseitigen.
Als zuständiger Fachmann des Bayerischen Umweltministeriums
antwortete der Leiter der Abteilung Umwelttechnik, Dr. Josef Vogl:
"Leider sind die NOx-Emissionen nicht reduzierbar."